Auf der Suche nach dem offenen Zugang zur Welt – Johannes Traubs künstlerische Perspektive auf Garagen

Ein Gastbeitrag von Ortrun Vödisch

Wie lange Reihen von Schuhschachteln säumen sie die Landschaften in kleinen und größeren Städten Ostdeutschlands. Mit der wachsenden Motorisierung der Gesellschaft wurden Garagen ab der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts zu einem zunehmend wichtigen baulichen Raum. Trotz des, im Vergleich mit der Bundesrepublik, geringeren Autobestands entstanden in der DDR Tausende von Garagenhöfen – oft in Eigenleistung und nach Feierabend errichtet. Inzwischen sind aber viele von ihnen vom Abriss bedroht; Boden und Bauland sind in Städten und Gemeinden ein gefragtes Gut. Eine besondere Aufmerksamkeit erfahren diese scheinbar unscheinbaren Bauwerke derzeit durch die Kulturhauptstadt Chemnitz. Mit dem Projekt #3000Garagen lädt sie auf dem Garagen-Campus unter anderem zahlreiche Künstler:innen ein, sich mit diesem besonderen Schutz-, Lager-, Sozial- und Kreativraum zu beschäftigen. Die Fotografin Maria Sturm porträtierte etwa Mitglieder Chemnitzer Garagengemeinschaften für ihre Serie „Mitgliederversammlung“. Der Künstler Martin Maleschka interessiert sich in der Rauminstallation „Ersatzteillager“ für die Innereien der Garagen und die damit verbundenen Geschichten. Auch der Hallenser Maler Johannes Traub thematisiert seit 2012 in einer Reihe von Gemälden die schlichten Bauten. Anders als Maleschka oder Sturm interessiert er sich nicht für das, was sich hinter den Holztoren verbirgt – wer dort werkelt, schraubt oder feiert –, sondern bleibt draußen stehen. In dem querformatigen Ausschnitt sieht man einen mit kräftigen Pinselstrichen gestalteten, breiten, holprigen Weg, der schräg von vorn nach hinten verläuft. Parallel dazu sind Garagen aneinandergereiht; ihre farbigen Doppeltüren stechen in der leeren Szenerie heraus. Die Straßenansicht führt in die Ferne und gibt Traubs Bild Tiefe.

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„Crank Garage“ – Eine Kurbel-Garage als Möglichkeitsraum

von Antje Reppe

Garagen sind Einstellräume für Kraftfahrzeuge, so der Konsens sprachwissenschaftlicher und juristischer Begriffserklärungen. Wie viel mehr sie noch sein können – Lost Place und „Dunkelkammer“, kreativer Freiraum, Orte des sozialen Miteinanders, sogar „Flaggschiff-Projekt“ einer europäischen Kulturhauptstadt –, verraten unter anderem Garagengeschichten: auf diesem Blog, in der Ausstellung im Museum für Thüringer Volkskunde und diversen anderen Formaten in den Sozialen Medien. Sensibilisiert durch die Beschäftigung mit Garagen im ISGV und vielleicht auch ein wenig selbst vom „Garagenfieber“ infiziert, sammelte auch ich in den letzten Wochen Impressionen von Garagen.

Garagen als Möglichkeitsraum1 – Ein Fallbeispiel

Auf meinem Arbeitsweg fiel mir auf, wie an einem Garagenkomplex in der Marienberger Straße in Dresden ein Graffiti entstand. Als ich dieses das erste Mal fotografierte, war es schon fast fertiggestellt.

Abb. 1: Das Graffiti im Entstehen, Foto: Antje Reppe
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Einige Eindrücke von der Ausstellung „Garagen|Geschichten. Erkundungen eines Alltagsortes“ im Museum für Thüringer Volkskunde in Erfurt

Ein Gastbeitrag von Leah Bonvin

Nach einem Jahr Zusammenarbeit zwischen dem Seminar für Kulturanthropologie/Kulturgeschichte der Universität Jena, dem Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde in Dresden und dem Museum für Thüringer Volkskunde in Erfurt ist die Ausstellung „Garagen|Geschichten. Erkundungen eines Alltagsortes“ seit zwei Monaten zu sehen.

Ausstellungseröffnung im Museum für Thüringer Volkskunde in Erfurt, 6. September 2024, Auftritt der Well Blech Big Band Erfurt, Foto: Siegbert Kuhs
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