Garagen in Roma Capitale – Eine Spurensuche

Wer schon einmal mit dem Auto in Rom war, der weiß um die Problematik, einen geeigneten Parkplatz im Zentrum zu finden. Im Internet wimmelt es von Tipps für und Erfahrungsberichten von Touristen, wie Besucherinnen und Besucher ihr Gefährt an einer sicheren Stelle kostengünstig abstellen können.1 Gefragt sind vor allem zentral gelegene Parkhäuser, die als Ausgangspunkt für einen Stadtbummel und den Besuch der bekannten Sehenswürdigkeiten dienen können.2 Zu finden sind diese Autorimesse besonders in der Nähe des Bahnhofs Roma Termini (Abb. 1), aber auch in den anderen Rioni, den römischen Stadtbezirken rund um das Zentrum (Abb. 2). Diese Gebäude sind gut ausgeschildert und im Allgemeinen kaum zu übersehen.

Weniger sichtbar sind dagegen die von den Römern selbst genutzten Garagen und andere Abstellmöglichkeiten. Stellplätze sind Mangelware, die Straßen beidseitig vollgeparkt, an einigen Stellen kreuz und quer in die Kreuzungen hinein (Abb. 3) – und das, obwohl das historische Zentrum eine „Zona a Traffico Limitato“ (ZTL) ist und damit nur von Anwohnern beziehungsweise von Fahrzeugen mit Sondergenehmigung befahren werden darf.3 In Italien zeigt ein Farbsystem die in der Regel kostenfreien (weiße Linien) sowie die kostenpflichtigen Parkplätze (blaue Linien) an und weist auch die Anwohnerparkplätze (gelbe Linien) aus.

Doch wo finden sich Garagen? Im historischen Straßenbild zwischen Piazza del Popolo, Porta Pia, Foro Romano und Città del Vaticano fallen beim Rundgang über die breiten Straßen und durch die schmalen Gassen die elektrischen Rolltore auf (Abb. 4). Was sich hinter einem solchen römischen Schiebetor verbirgt, lässt sich meist nur erahnen. Manchmal verrät ein Schriftzug über dem Tor oder ein wohlgezeichnetes Graffiti den Zweck: Vorwiegend sind es kleine gastromische Angebote oder Geschäfte, die tagsüber geöffnet sind. Auf den wenigsten Toren prangt der Schriftzug „Garage“, was die Nutzung des verborgenen Raums als Abstellfläche für das geliebte Automobil verrät (Abb. 5). Ein weiterer Hinweis kann ein Lüftungsgitter im Tor sein, denn Garagen müssen laut der städtischen Bauordnung4 aus feuerbeständigen Außenwänden und -decken bestehen, während die Tore aus Metall oder nicht brennbarem Material gefertigt und gut belüftet sein müssen. Die Einfahrten befinden sich im dicht bebauten Zentrum in den Fluchten der Häuserwände und sind teils schwer zu erreichen. Trotz Parkverbotszeichen und der Bitte, die Garagen tags und nachts freizuhalten (Abb. 6), sind die Einfahrten nicht selten zugeparkt (Abb. 7). Manchmal ist dies dank italienischer Gelassenheit kein Problem: Ein kurzes Hupen ertönt, alle schauen unaufgeregt Richtung Signalgeber, der gezielt seine Garage ansteuert, es öffnet sich eine Tür, ein Fahrer kommt herbei und entfernt das Auto (Abb. 8).

In diesen Momenten kann man auch einen kurzen Blick auf das Interieur der Autorimessa werfen (Abb. 9). Gelegenheiten zur Einsichtnahme in die räumlichen Beschaffenheiten bieten sich vor allem abends, wenn die Anwohner ihre Autos nach dem langen Arbeitstag abstellen. Dann sind Sicherheitsmaßnahmen wie Videokameras oder doppelte Schließmechanismen der Portale zu erkennen (Abb. 10).

Rom besitzt im Centro Storico weniger Garageneinbauten als beispielsweise Wien.5 Die geringe Zahl lässt sich zum einen mit der fortschreitenden Entvölkerung dieses bedeutsamen historischen Raums erklären;6 an Stellen mit einer erhöhten Wohnnutzung, wie im Rione Monti, gibt es eine größere Anzahl Garagen.7 Zum anderen werden die Innenhöfe der Palazzi als Abstellorte genutzt (Abb. 11-13), die von der Straße aus nicht eingesehen werden können.

Hier versperren große (Holz-)Tore den Blick auf die Bereiche (Abb. 14). Der Mangel an Garagen lässt dann auch die Preise auf dem Immobilienmarkt in die Höhe schnellen und es werden schon mal 380.000 Euro für drei smartgroße Stellplätze aufgerufen.8 Im Übrigen bieten in Rom wie in ganz Italien, wo Grundbesitz einen großen Stellenwert hat,9 die Immobilienportale nicht nur eine erkleckliche Menge von Garagen10 zum Kauf an, sondern vermitteln anhand der beigegebenen Bilder einen unverstellten Einblick in die „unaufgeräumten“ Box Auto.

Unternimmt man einen Spaziergang rund um den Vatikan, so fallen einem kleine Garagengebäude sofort ins Auge. Im Gegensatz zum Zentrum handelt es sich hier um separate Bauten, die in die Mauerfront einbezogen und durch Rolltore verschlossen sind (Abb. 14-17).

Ob diese kleinen Gebäude heute noch als Stellplatz für Fahrzeuge genutzt werden, lässt sich im Vorbeigehen nicht mit Sicherheit feststellen. So manche Einfahrt ist bereits stark zugewachsen und das Tor mit Lüftungsgitter hat Rost angesetzt. Die Holztür und die vor der Einfahrt parkenden Autos lassen eine anderweitige Nutzung als wahrscheinlich erkennen (Abb. 18).

Auch von dem Straßenzug zurückgesetzte Bauwerke werden als Garagen genutzt (Abb. 19, 20). Wie so häufig wurden auf den Toren, insbesondere in der Nähe des Bahnhofs „Roma San Pietro“, Graffiti verewigt (Abb. 21).

Wo die historische Bausubstanz den Neubau von Mehrfamilienhäusern eingeschränkt hat, existieren „modernere“ Garagenkomplexe (Abb. 22, 23).

Garagen im Zentrum von Roma Capitale gelten als seltene Fundstücke. Sie sind schmal und bieten meist nur Platz für die kleinen Wagen, mit denen sich die Römer durch die engen Gassen schlängeln. Sicherheit wird großgeschrieben. Die Tore öffnen sich nur elektrisch, Alarmanlagen und Videokameras dienen als Einbruchsschutz. Für Touristen bieten die eingangs erwähnten Parkhäuser eine Rund-um-die-Uhr-Bewachung. Auch verfügen viele Hotels über Parkplätze, welche aber im Vergleich mit den öffentlichen Parkhäusern teurer sind. Die günstigste und nervenschonendste Variante zur Beteiligung am römischen Straßenverkehr stellt immer noch die Anreise ohne Auto und die Erkundung der ewigen Stadt zu Fuß dar.

Fotos und Text: Jens Klingner


  1. Beispielsweise die Seite des ADAC oder zahlreiche andere private und vor allem gewerbliche Anbieter mit Internetseiten oder Videos, unter anderem „Parken am Kolosseum“. ↩︎
  2. Unter anderem Parken in Rom; Werbespot ParkingRome. ↩︎
  3. Reisehinweise. ↩︎
  4. Regolamento generale edilizio del comune di Roma, 2018, Art. 61. ↩︎
  5. Nadine Hamader, StadtParterre Wien | Rom. Die Nutzungspotenziale der Erdgeschoßzonen in Abhängigkeit des korrelierenden Straßenraumes, Diplomarbeit, Wien 2019, S. 105. ↩︎
  6. Golo Maurer, Rom. Stadt fürs Leben, Hamburg 2024, S. 148 f. ↩︎
  7. Beispielsweise sind bei Hamader im Nutzungsplan für Prati nur vier Garagen verzeichnet, während sich in Monti deutlich mehr nachweisen lassen; siehe Hamader, StadtParterre (wie Anm. 5), S. 111 sowie S. 107. ↩︎
  8. Eine Garage in der Via Santa Maria dellʼAnima. (Stand: 24.4.24). ↩︎
  9. Maurer, Rom (wie Anm. 6), S. 72-80. ↩︎
  10. Als Exempel: https://case.trovit.it/details/ct/box-garage-in-vendita-a-romarm/s1H1Cq1e1o1MT; https://www.idealista.it/de/immobile/29875498/; https://www.myhomesroma.it/proprieta/box-auto-via-stampalia-piazzale-jonio/ (Stand: 24.4.24). ↩︎

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